Befreiung des Konzentrationslagers Dachau und seiner Nebenlager durch US-Streitkräfte
Befreiung Inhaftierter aus dem Konzentrationslager Dachau, 1945
Besetzung Münchens durch US-Streitkräfte
Die ersten Teams der internationalen Hilfsorganisation UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) nehmen ihre Arbeit im besetzten Deutschland auf.
Mehr als acht Millionen Menschen gelten als Displaced Persons. Die meisten dieser sechs Millionen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, zwei Millionen Kriegsgefangenen und 700.000 ehemaligen KZ-Häftlinge werden rasch in ihre Heimat zurückgebracht. Eine kleine Gruppe bilden die 50.000 bis 70.000 jüdischen Überlebenden, für die die Repatriierung nicht infrage kommt.
Der Harrison-Bericht über die akuten Lebenssituationen der jüdischen DPs wird der US-Regierung vorgelegt: In der Folge werden eigene DP-Lager für jüdische DPs eingerichtet.
The first and plainest need of these people is a recognition of their actual status and by this I mean their status as Jews. Most of them have spent years in the worst of the concentration camps. In many cases, although the full extent is not yet known, they are the sole survivors of their families [...] Understandably, therefore, their present condition, physical and mental, is far worse than that of other groups.
EARL G. HARRISON, 1945
Das erste und deutlichste Bedürfnis dieser Menschen ist die Anerkennung ihres tatsächlichen Status, und damit meine ich ihren Status als Juden. Die meisten von ihnen haben Jahre in den schlimmsten Konzentrationslagern verbracht. In vielen Fällen, auch wenn das ganze Ausmaß noch nicht bekannt ist, sind sie die einzigen Überlebenden ihrer Familien [...] Verständlicherweise ist daher ihr gegenwärtiger Zustand, physisch und psychisch, weitaus schlechter als der anderer Gruppen.
Der Joint (American Jewish Joint Distribution Committee) nimmt seine Hilfstätigkeit in der US-Zone auf.
Das American Jewish Joint Distribution Committee (AJDC / Joint) spielte nach dem Zweiten Weltkrieg für die Versorgung der Überlebenden eine entscheidende Rolle. Es finanzierte Nothilfeprogramme, um die Grundbedürfnisse zu sichern, aber auch Bildungs- und Kulturprogramme. Außerdem verteilte der Joint, zusammen mit der religiösen Vaad Hatzala (hebr. Rettungskomitee), auch Gebetsmäntel und Gebetsbücher, Mesusot und Seder-Teller, damit die Überlebenden wieder ein selbstbestimmtes jüdisch-religiöses Leben führen konnten. Zwar war nur eine Minderheit der DPs religiös, trotzdem spielten jüdische Traditionen eine wichtige Rolle für die Sche’erit Hapleta.
Die Religionsabteilung des Joint in München beauftragte beispielsweise jüdische DPs in Marktredwitz in Oberfranken, mehr als zweitausend Seder-Teller herzustellen, die dann in Lagern und Privathäusern für Pessach unter den DPs verteilt wurden.
Seder-Teller ausgegeben durch den JOINT, Bayern 1948, JM 04/2004
Das DP-Lager Föhrenwald wird nach Landsberg und Feldafing das dritte jüdische DP-Lager im Umland von München.
Die UNRRA übernimmt offiziell die Verwaltung der DP-Lager in der US-Zone. Ende des Jahres betreut sie insgesamt 227 jüdische und nicht-jüdische Lager in den drei westlichen Besatzungszonen.
Karte der UNRRA D.P. Operations Germany, 8. Mai 1946
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Ausgabe von Hilfsgütern an Bewohner*innen des DP-Lagers Föhrenwald, ca. 1945-1947
340.000
DPs in den DP-Lagern der US-Zone, davon
33.000
jüdischer Herkunft
Erster Kongress der befreiten Juden in der US-Zone im Münchner Rathaus
Pogrom in Kielce (Polen): In den folgenden Wochen und Monaten erreicht die Flucht aus Polen ihren Höchststand.
Offizielle Anerkennung des Zentralkomitees der befreiten Juden in der US-Zone durch die amerikanische Militärregierung
Das Zentralkomitee der befreiten Juden in der US-Zone zeigte das hohe Maß der Selbstorganisation der Sche’erit Hapleta in den Jahren von 1945 bis 1950. Das neu geschaffene Gremium richtete sein Büro in München zunächst im Deutschen Museum ein, dann in der Siebertstraße.
Ziel war es, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Notlage der jüdischen Überlebenden in den DP-Lagern zu lenken, um Druck auf Großbritannien auszuüben, Palästina für die Einwanderung der DPs zu öffnen. Durch seine Abteilungen spielte das Zentralkomitee eine entscheidende Rolle in den Bereichen Bildung, Kultur, religiöse Angelegenheiten, historische Dokumentation, Ausbildung, Versorgung und Verteilung, Politik, Familiensuche und Einwanderung, Rechtsangelegenheiten und Restitution.
Mitarbeiter*innen im Büro des Suchdienstes des Zentralkomitees der befreiten Juden, Juni 1946
DPs in den DP-Lagern der US-Zone, davon
jüdischer Herkunft
Zweiter Kongress der befreiten Juden in der US-Zone in Bad Reichenhall
Fotoalbum zum Zweiten Kongress der Sche’erit Hapleta in der amerikanischen Zone in Bad Reichenhall, 1947
Die einzige als Gebäude erhaltene Münchner Synagoge in der Reichenbachstraße wird wiedereröffnet.
Studium der Baupläne inmitten der Baustelle, 9. Oktober 1946
Hinterhofansicht der Synagoge Reichenbachstraße
Innenaufnahme der neu gestalteten Synagoge, 1947
Wiedereinweihung der Synagoge Reichenbachstraße, 1947
Die IRO (International Refugee Organisation) löst die UNRRA ab.
Auch in München demonstrieren DPs gegen die Abweisung jüdischer Geflüchteter aus dem britischen Mandatsgebiet Palästina. Anlass ist die Rückführung der Passagiere des Einwandererschiffs „Exodus 1947“ in die britische Zone.
Demonstration gegen die Rückführung der Passagiere des Einwandererschiffs „Exodus 1947“, München, Juli 1947
DPs in den DP-Lagern der US-Zone, davon
jüdischer Herkunft
Dritter Kongress der befreiten Juden in der US-Zone in Bad Reichenhall
Die Staatsgründung Israels leitet das Ende der jüdischen DP-Präsenz in Deutschland ein.
Der US-Kongress verabschiedet den U.S. Immigration Act: Die Einwanderung in die USA wird für DPs erleichtert.
Der Jüdische Weltkongress fordert die Jüdinnen und Juden in einer Resolution auf, „sich nie mehr auf dem blutgetränkten Boden Deutschlands niederzulassen“.
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Erste offizielle Ausreise jüdischer DPs vom Güterbahnhof auf dem Gelände der Funkkaserne in den neugegründeten Staat Israel, 13. Juli 1948
Eine Künstlerin und vier Künstler der Sche’erit Hapleta stellten ihre Werke in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus aus.
Plakat „Oysshtelung fun yidishe kinstler“, hg. vom Kulturamt des Zentralkomitees der befreiten Juden in der amerikanischen Zone, München, 1948
Pinkus Schwarz (später Pinchas Shaar), Maximilian Feuerring, Ewa Brzezińska und Hirsch Szylis (v.l.n.r.), Städtische Galerie im Lenbachhaus, 1948
Pinkus Schwarz: Where to? (Wohin?), DP-Sanatorium Gauting, 1945, Öl auf Holztafel
DPs in den DP-Lagern der US-Zone, davon
jüdischer Herkunft
Bei einer Demonstration gegen die unkommentierte Veröffentlichung eines antisemitischen Leserbriefs in der Süddeutschen Zeitung werden drei DPs durch die deutsche Polizei verletzt.
Demonstration in der Möhlstraße, München, 10. August 1949; DE: Nieder mit dem "Stürmer" von 1949, der "Süddeutschen Zeitung"
DPs in den DP-Lagern der US-Zone, davon
jüdischer Herkunft
Das Zentralkomitee der befreiten Juden in der US-Zone stellt seine Arbeit offiziell ein.
DPs in den DP-Lagern der US-Zone, davon
jüdischer Herkunft
Das DP-Lager Föhrenwald geht als „Regierungsdurchgangslager für heimatlose Ausländer“ in die Verwaltung der Bundesrepublik über und wird 1957 geschlossen. Die letzten Bewohnerinnen und Bewohner werden auf neun verschiedene Städte verteilt, 492 von ihnen bleiben in München.